Freitag, 5. Juni 2009

Warum laufen manche Mystery-Caches oder Multis nicht richtig ?




Meine Beobachtung der Besuchszahlen für eine Reihe ausgesuchter Caches des örtlichen Umfeldes ( 10 km Umkreis ) fällt ernüchternd aus : Tradis „gehen“ andere Caches eher nicht.

Anlaß zu dieser Betrachtung war ein Eintrag in JepperMTJ´s Blog unter der Rubrik „Montagsgedanken“. In richtiger Weise betrachtet Jeeper hier retrospektiv die Cachesituation in ihrer Entwicklung seit dem Jahr 2006. Er beschreibt sehr schön, daß nahezu im gesamten alten Dillkreis nur eine „handvoll“ Caches existierte und jetzt auf gleicher Fläche annähernd 400 Caches zu finden sind.

Es ist offensichtlich, daß diese Entwicklung nicht so weiter gehen kann, da die Fläche für das Auslegen von Caches natürlich beschränkt ist. Ein exponentielles Wachstum wird da schnell eine echte Grenze finden. Dennoch ist derzeit zu beobachten, daß die Tradis eindeutig vermehrt von den Reviewern freigegeben werden. Zitat eines Reviewers " Als Reviewer muß ich aber auch mal klar sagen, daß bei den eingereichten Caches die Tradis klar in der Überzahl sind. Ergo können wir auch nicht mehr Multi/Mysteries etc. freischalten, weil einfach keine da sind." Stimmt. Caches dieser Art werden derzeit vor Ort auch vermehrt aufgesucht. Es ist insoweit auch zu verzeichnen, daß Cacher aus dem Raum Limburg, Wetzlar und Gießen in größerer Zahl den hiesigen Raum aufsuchen und die Tradi-Serien von Geee und dem anderen Herrn aus Dillenburg nutzen um ihre Statistik aufzubessern.

Das bedeutet jetzt kein „Gemotze“ gegen Statistik-Cacher. Wirklich nicht. Es soll eher Einstieg in eine Betrachtung werden, die ich mit einer hervorragenden Diplom-Arbeit im Fach Geographie von Daniel Telaar aus dem Jahr 2007. Titel :

„Geocaching
Eine Kontextuelle Untersuchung der deutschsprachigen Geocaching-Community“


eröffnen möchte. Sie ist zu finden über Wikipedia unter dem Stichwort „Geocaching“ in den Web-links und kann im Ganzen als PDF-Datei geladen und gespeichert werden. Wir haben diese Arbeit im übrigen auch dazu genutzt unseren N8-Cache in Dillenburg zu optimieren und an das Profil der anvisierten Cacher anzupassen.

Der Verfasser kommt in dieser Betrachtung zu folgenden, wesentlichen Ergebnissen :

Zusammensetzung der Cacher-Gruppe :

1.1. Geschlecht : 79,77 % Männlich, 20,23 % Weiblich
1.2. Alter : Im Hauptteil der Gruppe durchschnittlich 29 – 42 Jahre
1.3. Familienstand : Überwiegend verheiratet oder mit festem Partner
1.4. Bildung : 77,17 % haben die Hochschulreife erreicht und
41,07 % aller Befragten verfügen über ein abgeschlossenes Studium
1.5. 82,2 % der Cacher sind in festes Arbeitsverhältnis
( Angestellte, Leitende Angestellte und Beamte ). Weitere 11,3 %
sind Studenten und 3 % Schüler/ Auszubildende.
1.6. Tätigkeitsbereiche der Cacher : Information und Kommunikation : 24,92 %
Verarbeitung : 20,90 %; Erbringung von Dienstleistungen : 10,90 %

Das Zwischenfazit des Verfassers der Diplomarbeit :

"Der durchschnittliche Geocacher ist männlich, ca. 36 Jahre und lebt in einer festen Partnerschaft. Sein hohes Bildungsniveau in Form eines abgeschlossenen Studiums oder einer Hochschule ermöglicht ihm eine Festanstellung als Arbeiter oder als leitender Angestellter......"

Anzahl der gefundenen Caches

Aus der Gruppe der befragten Cacher ermittelte der Verfasser eine durchschnittliche Zahl von 293,84 Caches, jedoch bei einer hohen Streubreite der Anzahl der Funde ( Min.: 2 – Max.: 7600 Caches ). Hierbei hatten die Mehrzahl der Cacher ( 68 % ) weniger als 250 Funde. Weitere 25 % hatten zwischen 250 und 1000 Funde und 6,77 % mehr als 1000 Funde.

Anzahl der ausgelegten Caches

Als Mittelwert der ausgelegten Caches ermittelt der Verfasser einen Wert von 7,73 Caches. Die Cacher finden damit erheblich mehr Caches, als sie selbst auslegen. Nicht wenige Cacher legen aber auch keinen Cache aus. Schade eigentlich....

Zeitraum der aktiven Cachesuche

Bezüglich des aktiven Zeitraumes, d.h. der Zeit seit der der Cacher sein Hobby ausübt bildet sich im Mittel eine Zeit von 1,8 Jahren ab. Nur etwa 10 % Cachen seit mehr als 4 Jahren, 75 % aber erst seit weniger als drei Jahren. Dies läßt die Zuwachsraten der Cacher und Caches seit 2007 ( Jahr der Arbeit ) und der Zeit danach erahnen.

Häufigkeit der Cache – Ausflüge

0,61 % gehen täglich Cachen, 27,95 % 1-2 mal im Monat und 8,7 % seltener als beschrieben.

Funde pro Ausflug

69,63 % versuchten 2 – 5 Caches pro Ausflug zu finden. 22,15 % versuchten dagegen nur 1 Cache pro Tag. Mehr als 6 Caches suchten immerhin aber 8,22 % der Befragten. Diese gaben aber auch an im arithmetischen Mittel 1071,39 Geocaches gefunden zu haben. Ergo betreibt diese Gruppe das Cachen sehr intensiv in zeitlicher und sonstiger Weise.

Als Zwischenfazit formuliert der Verfasser :

„Der durchschnittliche Cacher hat 294 Caches innerhalb von 1,8 Jahren gefunden. Er betreibt sein Hobby mindestens einmal in der Woche, sucht bei seinen Ausflügen zwischen zwei und fünf Geocaches und kommt damit auf durchschnittlich rund 13 Cachefunde im Monat. Innerhalb seiner aktiven Zeit .. hat er 8 Geocaches selbst versteckt. ....“

Verhalten der Geocacher

Unter den befragten Cachern wurden natürlich die Traditional Caches mit Abstand am häufigsten gefunden, gefolgt von den Multi Caches und den Mystery-Caches. 63,07 % der Befragten haben aber auch schon einen oder mehr Nachtcaches absolviert. Nur wenige Cacher allerdings mehr als 25 Nachtcaches. Dabei zeigt sich auch das Ergebnis, daß mit steigender Anzahl der Caches die Zahl der absolvierten Nachtcaches zunimmt. Die Absolventen eines Klettercaches betrug immerhin : 35,82 %. Nur 64,18% haben noch nie einen Klettercache oder einen solchen, der besondere sportliche oder körperliche Fähigkeiten verlangt, gesucht. Erstaunlich oder ?

Premium Mitglied oder nicht ?

Nun, zunächst gaben 99,19 % der Befragten an, daß sie Geocaching.com nutzen. Hiervon verfügten 40,69 % über eine Premium Mitgliedschaft. 57,99 % verfügten über eine kostenfreie Mitgliedschaft.

Auswahl der Caches

94,66 % bekannten einen Cache deshalb auszusuchen, weil er neues Wissen vermittele und neue, geistige Herausforderungen stelle. Auch Caches, die einen Ort mit Hintergrundinformationen versehen, werden gerne angenommen. Dabei soll aber der Cache auch schnell gefunden werdenn können, nicht über allzu lange Zeit beschäftigen, einen großen Cachebehälter haben und nicht allzu große körperliche Anforderungen stellen. Das sind bisweilen Widersprüche in sich.

Genauer befragt bekannten viele Cacher zwar mehrere Stationen eines Multis gerne zu suchen, sie wollten aber vornehmlich den Cache gerne schnell finden und am besten diesen Cache mit mehreren anderen Caches in der Gegend verknüpfen.

Weiter Befragungen führten dann zum Erkennen zweier Nutzergruppen : Intensivcacher und Gelegenheitscacher :

Der Intensivcacher zeichnet sich wie folgt aus : Häufige Cacheausflüge ( mehrfach die Woche ), hohe Anzahl der durchschnittlich gefundenen Caches pro Monat ( mehr als 20 ), Anzahl der gefundenen Geocaches nach ihrer Art ( Traditional überwiegt ), Premium Mitgliedschaft. Auch wenn es anspruchsvollere Caches gibt, so ist der größte Teil an weniger attraktiven Orten versteckt. Der Intensivcacher legt weniger Wert auf den einzelnen Cache , sondern sieht in der Masse seine Erfüllung.

Der Gelegenheitscacher dagegen findet etwa 5 Caches im Monat, geht seinem Hobby ca. einmal die Woche nach und sucht dabei einen, manchmal mehr Caches und wählt diese gezielt aus ( häufig Multi Caches ) und verfügt regelmäßig nicht über eine Premium Mitgliedschaft. Er legt dabei auf das Cacheerlebnis speziell Wert und bevorzugt zeitintensive, in der Regel anspruchsvollere und landschaftlich attraktivere Caches.

Das ist es. Hier liegt für mich der Hase im Pfeffer : Zwei Gruppen sind es, die mit größeren Cachezahlen unterscheidliche Wege gehen. Die einen gehen den Weg der Zahl ( numbers ) , die anderen den entgegengesetzten Weg ( It´s not about the numbers ). Man kann damit schon beim Auslegen des Caches grob erkennen, was mit dem Cache passieren wird und wer ihn besuchen wird. Ausnahmen bestätigen dabei natürlich die Regel.

Ein Beispiel dafür ist, daß ein Cache wie beispielsweise „Das Geheimnis der Mönche“,( übrigens ein klasse Cache mit tollem Final ) oder ein anderen D oder T - Cache mit mehr als 3 Sternen also ein Mystery/Multi/ Nacht-Cache ( gleich 3 Erschwernisse und D 5 ) über 12 Stationen kaum mehr als eine Gruppe von vielleicht 20 Personen ansprechen wird, die dann auch noch in kleinen Gruppen die Zeit haben muß diesen Cache bei günstigem Wetter/ Mondlicht ohne Jagd, anzugehen. Man muß also beim Auslegen des Caches zwingend seine Zielgruppe erkennen, definieren und den Cache entsprechend anpassen um nicht Frustration zu ernten.

Traditionals am Wegesrand dagegen sind schnell mal erledigt ( Man beachte auch die Log-Einträge „ Gut und schnell gefunden“ .... usw.; Copy and Paste !!! im Gegensatz zur Länge der Logs von manchem Mystery : Zeilen über Zeilen individuellen Textes ) und fast immer mal zu machen. So werden Geee´s 46 Tradi´s in Driedorf mittlerweile von Cachern von überall überrannt. Statistik eben. Jeder nach seinem Geschmack. Wer aber erinnert noch den Tradi von letztem Monat im Gegensatz zu einem Mystery, dessen Eingangsrätsel mich mal mehr als eine Woche beschäftigte ......( Versucht Euch mal am Ver(w)irrt ...... Eine tolle Outdoorstrecke........

Diese Diplomarbeit hat mir auch gezeigt, daß man einen Statistiker nicht zum Gelegenheitscacher mit Hang zum T 5 umerziehen können wird. Er sucht einfach einen anderen Cache und hat mehr Spaß an der hohen Zahl der Cachefinds. Dies wird man akzeptieren müssen. Dennoch ist der Platz für Caches extrem eng geworden und der Nachwuchs sollte nicht nur simple Tradis kennen lernen, sondern auch mal den Spaß haben einen Cache mit höheren oder hohen Anforderungen an Körper und Brain zu meistern. ( Wer Multi´s oder Mystery-Caches mit mehr als 5 Stationen bewältigt hat auch de facto mehr Stationen gefunden, als mancher Tradi-Statistiker ) Vielleicht kommt er dabei auf den Geschmack..........

Ich werde daher zwar keine Bekehrungsversuche mehr unternehmen, aber mein Anliegen an die Qualität der von mir gewünschten Caches auch weiterhin klar formulieren. Uch werde ich vielleicht über diese Seite als Hilfestellung zu dem ein oder anderen tollen Mystery das Erleben eines phantastischen Caches erleichtern. Die unten stehenden Bilder hätte ich sonst nie machen können......

Viel Spaß

TeamSchroeder
P.S. : Ich bin kein Premium Mitglied.........